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Meine Ausbildung zur Ergotherapeutin

Im Oktober 2012 begann ich, in einem Alter von 44 Jahren, noch einmal eine Ausbildung. Ich wollte Ergotherapeutin werden. Hatte ich mir das gut überlegt? Schließlich war ich ja bereits Mutter von zwei fast erwachsenen Töchtern, beruflich sattelfest und seit vielen Jahren in einer gerontopsychiatrischen Einrichtung angestellt.

Wollte ich wirklich drei Jahre lang die Schulbank drücken, vier Mal Praktikantin für je drei Monate sein, in einem Wohnheim mit jungen Azubis, die meine Kinder sein könnten wohnen, noch dazu mit gemeinsamer Küchennutzung?

Ja, ich wollte!!

Im Vorfeld wühlte ich im Netz nach Schulen und für mich in Frage kommenden Ausbildungsstellen. Ich wurde fündig: Drei Schulen kamen in die engere Wahl. Die eine in Niedersachsen, die zweite in Rheinland-Pfalz und die letzte im Bundesland Hessen.

Ich entschied ich mich für die Schule in Lippoldsberg.

Sie liegt fernab in einem Waldstück und ist Teil eines Rehazentrums und dort sagten sich Hase, Igel und ganz besonders die Waschbären 'Gute Nacht' - …aber „DIE" sollte es nun sein! Hier stimmte mein Bauchgefühl! Die Ausbildung begann im Oktober und die Gegend um Wahlsburg und das Rehazentrum leuchteten in herrlichen Herbstfarben. Drei Jahre wohnte ich teilweise im Wohnheim und Immer da, wo mich das selbst ausgesuchte Praktikum hin verschlug.

Das erste Jahr hat man komplett Schule: Jede Menge Fächer, z.B.: „Allgemeine Krankheitslehre“, „Biologie/Anantomie/Physiologie“ (kurz BAP), Sozialwissenschaften, unterschiedliche Behandlungsverfahren (z.B. psychosoziale' und Arbeitstherapie), Grundlagen der Ergotherapie und handwerkliche Fächer. Langweilig wurde es nie. Unseren Dozenten fiel immer was ein. Oder uns!
Wir hielten Referate spielten Rollenspiel usw. So lernten wir uns innerhalb des Semesters und unsere Dozenten immer besser kennen, fühlten uns, eingebettet von Bäumen wie im Schwarzwald, richtig wohl.
Nach dem ersten Jahr ging es ins erste Praktikum: Arbeitstherapie. Ich wählte mir einen Praktikumsplatz in einer Werkstatt für behinderte Menschen aus. Die Arbeit mit den behinderten Menschen war für mich neu, bereitete mir aber viel Freude. Nach diesem Praktikum folgte das in der Psychiatrie, welches ich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie absolvierte. Auch diese drei Monate waren für mich eine Bereicherung. Danach folgte die Rückkehr nach 'Lippihill' auf den Berg'. Jetzt wurden wir, u.a., auf die nächsten beiden Praktika vorbereitet: Motorisch-funktionelle Therapie und Pädiatrie. Es gab neue medizinische Fächer wie Neuropsychologie, Innere Medizin,
Arbeitsmedizin und Medizinsoziologie.
Danach folgten die beiden Praktika. Wir sammelten reichlich Erfahrungen und behandelten bereits viele der Klienten selbständig. Es gab immer zwei Sichtstunden mit Klienten und wir erhielten wichtige Rückmeldungen.
Innerhalb dieser vier Praktika gibt es jeweils zwei sog. Schultage, an denen wir u.a. mit einer Psychologin als Coach die Zeit reflektierten und im Austausch standen. Unser Kurs rückte durch das Coaching noch mehr zusammen.
Hatten wir Schule wurden zeitweise sehr viele Klausuren geschrieben. Insgesamt haben wir, und ich glaube, dass ich dies, im Namen meines gesamten Semesters sagen kann, viel gelernt. Einerseits von fachlich erfahrenen und geschulten Lehrern und Anleitern, andererseits durch uns selbst. Denn ohne Eigeninitiative und dem 'Wollen' therapeutisches Wissen' und deren Anwendung zu erlernen, zu hinterfragen, sich anzueignen und in den Praktika anzuwenden, ist dies nur schwer möglich.

Zusammenfassend kann ich sagen: An der Schule in Lippoldsberg sind die Voraussetzungen eine gute Therapeutin (ein guter Therapeut) zu werden in vielerlei Hinsicht gegeben.
Zum Ersten: Die nächste größere Stadt liegt nicht vor der Tür, um mal eben abends auszufliegen oder/und in die Disco zu gehen.
Zum Zweiten: Es gibt immer jemanden, mit dem man quatschen, kochen, backen, fernsehen kann, aber auch die Möglichkeit doch mal mit jemanden raus aus dem Wald in den nächsten Supermarkt oder in das nächstgelegene kleine Städtchen zu fahren oder sich zurückzuziehen und allein zu sein.
Zum Dritten: Die meisten Lehrer haben für eure Sorgen ein offenes Ohr und man fühlt sich ein bisserl wie im familiären Umfeld (spätestens nach dem ersten Jahr).
Zum Vierten und von mir letztem Punkt (es gibt sicherlich noch viele weitere): Man wird auf alle Praktika direkt im Vorfeld vorbereitet, hat die Möglichkeit zwischen den unterschiedlichsten Praktikumsstellen auszuwählen und sich von Schülern der "älteren Semester" ausführlich und ganz offiziell im Lehrprogramm, über ihre Erfahrungen berichten zu lassen, es wird also alles transparent gehalten. Und der Zusammenhalt innerhalb der Klasse war prima!

Die Zeit des Examens ist anstrengend, aber gut machbar!
Ihr könnt in Lerngruppen, allein, im Wald, zu Hause, im Wohnheim oder/und in der Schule lernen und habt Kontakt zu den Dozenten der Schule. Zum Beginn der Ausbildung bekamen wir einen genauen Überblick, wann unsere mündlichen, praktischen und schriftlichen Prüfungen sein werden.
Innerhalb der Ausbildung haben wir gemeinsam viel erlebt, entweder ganz unter uns oder mit anderen Semestern, haben uns organisiert, besuchten Messen (z.B. die Rehacare in Düsseldorf).
Einige von uns halfen bei Messen, in denen sich die Ergotherapieschule vorstellte.

Seit etwa 17 Monaten bin ich nun Ergotherapeutin. Begonnen habe ich nach meiner Ausbildung in einem Rehazentrum. Die Vielseitigkeit an dieser Arbeitsstelle, die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb meines Kollegenteams (Physiotherapeuten) gefielen mir gut, dennoch entschied ich mich mit Kindern ergotherapeutisch zu arbeiten und wechselte deshalb die Stelle.
So kam es dazu, dass ich an eine ehemalige Praktikumsstelle zurückkehrte.
Ich arbeite nun an einer Schule für behinderte Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 20 Jahren, an verschiedenen Grundschulen und in der angegliederten Praxis.

Im Rahmen betätigungsorientierter und klientenzentrierter Ergotherapie besuche ich derzeit eine Fortbildung an meiner ehemaligen Schule in Lippoldsberg. Ich habe also nie den Kontakt zu meiner alten Schule verloren und es nicht bereut, mir diese Schule ausgesucht und diesen Beruf gewählt zu
haben. Ich habe viel gelernt, sicherlich vieles inzwischen aber auch wieder vergessen.

Aber eins ist klar: Wir haben Einiges mit auf den Weg bekommen. Was wir daraus machen, liegt an uns selbst.


(Von Uta L., Examen 2015)

Die Ergotherapieschule Lippoldsberg bildet, als Teil einer der größten Fachklinken für die Rehabilitation schwer betroffener neurologischer Klienten (sog. Reha-Phase B), engagierte junge Menschen zu Ergotherapeuten aus.

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Klinik- und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg
verfügen über die Klinikbereiche Innere Medizin und Neurologie.

Ambulante Leistungen in allen medizinischen Fachabteilungen unserer Klinik, umfangreiche Therapieleistungen und ein Hirnleistungstraining, gehören ebenso zu unseren Behandlungsmöglichkeiten.

Unsere Therapieleistungen umfassen die Bereiche:
Physiotherapie, Physikalische Therapie, Logopädie, Ergotherapie, Psychologischer Dienst / Psychotherapie, Neuropsychologie und Diätberatung.

Zu den Services und Einrichtungen in Klinik- und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg gehören:
das „e.motion" - Zentrum für Prävention und Sporttherapie, ein Patientencafé mit Kiosk sowie die Klinikseelsorge.

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